Dienstag, 8. Dezember 2015

Radio-Geschichte. 8. Dezember

Der 8. Dezember in der Geschichte des Radios:

Am 8. Dezember 1980 strahlte das RKO Radio Network das letzte Interview mit dem Ex-Beatle John Lennon aus. Dave Sholin, ein Radiomoderator aus San Francisco und Radioproduzent Ron Hummel hatten es wenige Stunden vor Lennons Ermordung mit ihm geführt. Die beiden hatten gemeinsam schon mehrere Sondersendungen zu Musikthemen gestaltet.

Dieser 8. Dezember war für John Lennon angefüllt mit Terminen. Zunächst war die Fotografin Annie Leibowitz ins Dakota Building gekommen, um Fotos von John für das "Rolling Stone"-Magazin zu schießen. Nachdem sie gegen 15 Uhr 30 die Wohnung der Lennons verlassen hatte, führte Dave Sholin das Radiointerview mit John, welches sein letztes werden sollte. Gegen 17 Uhr 40 verließen John und Yoko das Gebäude. Vor dem Haus ließ sich Lennons späterer Mörder Mark David Chapman eine Schallplatte von ihm signieren und wurde in diesem Moment von einem anderen Fan gemeinsam mit Lennon fotografiert. Chapman ist dadurch auf dem letzten Foto, das den Künstler lebend zeigt, mit diesem abgebildet.
Vor dem Eingang zum
Dakota-Gebäude wurde
Lennon 1980 ermordet
Anschließend fuhren die Lennons ins Record Plant Studio, um Yokos Titel "Walking on Thin Ice" (Yoko sang und John spielte die Leadgitarre) den letzten Schliff zu geben. Sie verbrachten dort mehrere Stunden und kehren erst um 22 Uhr 50 ins Dakota Building zurück. Vor dem Haus wurde John von dem geistig verwirrten Attentäter erschossen.
Lennons Tod löste eine Welle des Entsetzens aus. Noch in der Nacht des Mords versammelten sich mehrere tausend Menschen vor dem Dakota Building, um gemeinsam die Lieder Lennons zu singen.
Lennons Musik erreichte weltweit Spitzenpositionen in den Charts. Das Album Double Fantasy stieg in den USA von Platz 11 auf Platz 1 und hielt sich dort acht Wochen, die Singleauskopplung (Just Like) Starting Over wurde zum Nummer-1-Hit. In Großbritannien erreichte Imagine aus dem Jahr 1971 postum erstmals die Spitze der Singlecharts.

Foto:  David Shankbone [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html), CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/) or CC-BY-SA-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5-2.0-1.0)], via Wikimedia Commons

Das Interview kann auf YouTube angehört werden:

Weitere Ereignisse aus der Radiogeschichte:

Am 8. Dezember 1940 wurde zum ersten Mal die NFL Championship USA-weit im Radio übertragen. Die Bears besiegten damals die Redskins 73 zu Null.


Nekrolog:

Am 8. Dezember 1989 starb der Radiounternehmer Max Grundig. 1926 durfte der 18jährige im Auftrag seines Chefs Max Hilpert die 3. Deutsche Funkausstellung 1926 in Berlin besuchen. 1928 eröffnete Hilpert eine Tochterfirma in Fürth und übertrug Max die Leitung der Filiale. Der konnte dort zum ersten Mal Radios und Zubehör zum Verkauf anbieten. Das Geschäft lief zwar schleppend an, ermutigte Max Grundig aber zum Schritt in die Selbständigkeit. Trotz der Weltwirtschaftskrise gründete er einen Radioladen in Fürth, aus dem nach dem 2. Weltkrieg ein Weltkonzern wurde.
UKW kam auf und damit Radios mit einer ganz neuen Klangqualität, das Kofferradio wurde ein Statussymbol bei Jugendlichen, der Fernseher eroberte schnell die Wohnzimmer. Tonbandgeräte, Musikschränke, Plattenspieler, Messgeräte, Diktiergeräte und und und…
Gleichzeitig stieg die Beschäftigtenzahl, zaghaft erst, 50, 200, 500, 1.200, 6.000, 13.000… bis auf 40.000 Beschäftigte in über 23 großen und noch viel mehr kleinen Werken in Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Irland und Portugal.
Allein in Fürth fanden in den Sechziger und Siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts bis zu 10 000 Menschen bei Grundig Arbeit. Fürth wurde zur Hauptstadt der deutschen, teilweise auch europäischen Fertigung von Geräten der Unterhaltungselektronik. Grundig gehörte jetzt zu den Großen im Wirtschaftswunderland, zu den Vorzeigeunternehmern der jungen Bundesrepublik.
Doch ab den 1970er Jahren mehrten sich Zeichen der Krise. Das Farbfernsehen brachte nach 1967 einen Boom, aber auch Überkapazitäten. Neue Konzerne aus Fernost erschwerten den deutschen Firmen als übermächtige, flexible und billigere Konkurrenz das Leben. Bald übernahmen sie auf dem wichtigen Video-Sektor die Führung.
Philips übernahm 1983 für 14 Jahre das Geschäft bei Grundig. Das war in Europa der Hauptkonkurrent. Max Grundig selbst war in seinem Betrieb überflüssig geworden. Mit Hotels schuf er sich noch einmal ein neues Betätigungsfeld, ehe er am 8. Dezember 1989 in Baden-Baden verstarb.

Foto: Vater von Superikonoskop - Urheberrechte bei Superikonoskop (Sammlung Superikonoskop) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons


Quellen:

Nicola Bardola: John Lennon – Wendepunkte. Biografie. Römerhof Verlag, Zürich 2010, ISBN 978-3-905894-07-3.
Philip Norman: John Lennon. Biografie (übersetzt von Reinhard Kreissl), Droemer, München 2008, ISBN 978-3-426-27352-4.
Brian Roylance, Nicky Page: The Beatles Anthology (übersetzt von Giovanni Bandini). Ullstein, München 2000, ISBN 3-550-07132-9 (deutsch).

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