Am 8. Dezember 1980 strahlte das RKO Radio Network das letzte Interview mit dem Ex-Beatle John
Lennon aus. Dave Sholin, ein
Radiomoderator aus San Francisco und Radioproduzent Ron Hummel hatten es wenige Stunden vor Lennons Ermordung mit ihm
geführt. Die beiden hatten gemeinsam schon mehrere Sondersendungen zu
Musikthemen gestaltet.
Dieser 8. Dezember
war für John Lennon angefüllt mit Terminen. Zunächst war die Fotografin Annie
Leibowitz ins Dakota Building gekommen, um Fotos von John für das "Rolling Stone"-Magazin zu schießen.
Nachdem sie gegen 15 Uhr 30 die Wohnung der Lennons verlassen hatte, führte
Dave Sholin das Radiointerview mit John, welches sein letztes werden sollte.
Gegen 17 Uhr 40 verließen John und Yoko das Gebäude. Vor dem Haus ließ sich
Lennons späterer Mörder Mark David Chapman eine Schallplatte von ihm signieren
und wurde in diesem Moment von einem anderen Fan gemeinsam mit Lennon
fotografiert. Chapman ist dadurch auf dem letzten Foto, das den Künstler lebend
zeigt, mit diesem abgebildet.
Vor dem Eingang zum
Dakota-Gebäude wurde
Lennon 1980 ermordet
|
Anschließend fuhren
die Lennons ins Record
Plant Studio, um Yokos Titel "Walking on Thin Ice"
(Yoko sang und John spielte die Leadgitarre) den letzten Schliff zu geben. Sie
verbrachten dort mehrere Stunden und kehren erst um 22 Uhr 50 ins Dakota
Building zurück. Vor dem Haus wurde John von dem geistig verwirrten Attentäter
erschossen.
Lennons Tod löste
eine Welle des Entsetzens aus. Noch in der Nacht des Mords versammelten sich
mehrere tausend Menschen vor dem Dakota Building, um gemeinsam die Lieder
Lennons zu singen.
Lennons Musik
erreichte weltweit Spitzenpositionen in den Charts. Das Album Double Fantasy stieg in den USA von Platz 11 auf Platz 1 und
hielt sich dort acht Wochen, die Singleauskopplung (Just Like) Starting Over wurde zum Nummer-1-Hit. In
Großbritannien erreichte Imagine aus dem Jahr 1971 postum erstmals die Spitze der
Singlecharts.
Foto: David Shankbone [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html), CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/) or CC-BY-SA-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5-2.0-1.0)], via Wikimedia Commons
Das Interview kann auf YouTube angehört werden:
Weitere Ereignisse aus der Radiogeschichte:
Am 8. Dezember 1940 wurde zum ersten Mal die NFL
Championship USA-weit im Radio übertragen. Die Bears besiegten damals die
Redskins 73 zu Null.
Nekrolog:
Am 8. Dezember 1989 starb der Radiounternehmer Max Grundig. 1926 durfte der 18jährige im Auftrag seines Chefs Max
Hilpert die 3. Deutsche Funkausstellung 1926 in Berlin besuchen. 1928 eröffnete
Hilpert eine Tochterfirma in Fürth und übertrug Max die Leitung der Filiale.
Der konnte dort zum ersten Mal Radios und Zubehör zum Verkauf anbieten. Das
Geschäft lief zwar schleppend an, ermutigte Max Grundig aber zum Schritt in die
Selbständigkeit. Trotz der Weltwirtschaftskrise gründete er einen Radioladen in
Fürth, aus dem nach dem 2. Weltkrieg ein Weltkonzern wurde.
UKW kam auf und
damit Radios mit einer ganz neuen Klangqualität, das Kofferradio wurde ein
Statussymbol bei Jugendlichen, der Fernseher eroberte schnell die Wohnzimmer.
Tonbandgeräte, Musikschränke, Plattenspieler, Messgeräte, Diktiergeräte und und
und…
Gleichzeitig stieg
die Beschäftigtenzahl, zaghaft erst, 50, 200, 500, 1.200, 6.000, 13.000… bis
auf 40.000 Beschäftigte in über 23 großen und noch viel mehr kleinen Werken in
Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Irland und Portugal.
Allein in Fürth
fanden in den Sechziger und Siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts bis zu 10 000
Menschen bei Grundig Arbeit. Fürth wurde zur Hauptstadt der deutschen,
teilweise auch europäischen Fertigung von Geräten der Unterhaltungselektronik.
Grundig gehörte jetzt zu den Großen im Wirtschaftswunderland, zu den
Vorzeigeunternehmern der jungen Bundesrepublik.
Doch ab den 1970er
Jahren mehrten sich Zeichen der Krise. Das Farbfernsehen brachte nach 1967
einen Boom, aber auch Überkapazitäten. Neue Konzerne aus Fernost erschwerten
den deutschen Firmen als übermächtige, flexible und billigere Konkurrenz das
Leben. Bald übernahmen sie auf dem wichtigen Video-Sektor die Führung.
Philips übernahm
1983 für 14 Jahre das Geschäft bei Grundig. Das war in Europa der
Hauptkonkurrent. Max Grundig selbst war in seinem Betrieb überflüssig geworden.
Mit Hotels schuf er sich noch einmal ein neues Betätigungsfeld, ehe er am 8.
Dezember 1989 in Baden-Baden verstarb.
Foto:
Vater
von Superikonoskop - Urheberrechte bei Superikonoskop (Sammlung Superikonoskop)
[GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or
CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via
Wikimedia Commons
Quellen:
Nicola Bardola: John Lennon – Wendepunkte. Biografie. Römerhof
Verlag, Zürich 2010, ISBN
978-3-905894-07-3.
Philip Norman: John Lennon. Biografie (übersetzt von Reinhard
Kreissl), Droemer,
München 2008, ISBN
978-3-426-27352-4.
Brian Roylance,
Nicky Page: The Beatles Anthology
(übersetzt von Giovanni Bandini). Ullstein, München 2000,
ISBN
3-550-07132-9 (deutsch).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen