Montag, 21. August 2017

Fake News finden und bekämpfen


Neues Forschungsprojekt DORIAN: Interdisziplinäres Team entwickelt rechtskonforme Methoden und praxistaugliche Handlungsempfehlungen





Darmstadt, 17. August 2017 - Fake News werden meist zur Stimmungsmache
oder gezielten Hetze gegen einzelne Personen verbreitet und können
schnell im Internet kursieren. Doch was genau ist eine Fake News und wie
lassen sie sich am besten bekämpfen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich
das im August gestartete und vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung geförderte Projekt DORIAN. Juristen, Medienwissenschaftler,
Psychologen, Informatiker und Journalisten suchen gemeinsam nach
Möglichkeiten, um Fake News automatisiert zu erkennen und ihrer
Verbreitung entgegenzuwirken. Ziel des Projekts ist die Entwicklung von
Methoden und Handlungsempfehlungen, die praxistauglich sind und zugleich
den Datenschutz und die Meinungsfreiheit wahren. Projektpartner sind das
Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie, die Hochschule
der Medien Stuttgart, die Universität Duisburg-Essen und die Universität
Kassel. Weitere Informationen zum Projekt finden sich im Internet unter
www.sit.fraunhofer.de/dorian .

Soziale Netzwerke und Nachrichtenportale im Internet sind zu einer
wichtigen Plattform für gesellschaftliche und politische Kommunikation
geworden. Koordinierte Fake News-Kampagnen setzen diese Plattformen
zweckentfremdet ein, um manipulierte Nachrichten zu verbreiten. Sie
zielen darauf, die öffentliche Stimmung in eine bestimmte Richtung zu
lenken, sie sollen als Massenpropaganda wirken oder bestimmte Gruppen
gezielt beeinflussen.

Oft ist es aufwendig, Fake News als solche zu entlarven. Bislang gibt es
nur wenige Gegenmaßnahmen, meist von Betreibern großer
Internetplattformen wie Google oder Facebook sowie Medienhäusern, die
Faktencheck-Portale betreiben. Das Projekt DORIAN hat es sich zum Ziel
gesetzt, Mechanismen zur Aufdeckung und Bekämpfung von Falschmeldungen
zu entwickeln, die gleichzeitig das Recht auf freie Meinungsäußerung
sowie die Presse- bzw. Zensurfreiheit und den Datenschutz
berücksichtigen. Konkret erstellen die Projektpartner zum Beispiel
Handlungsempfehlungen für Bürger, Behörden und Medienhäuser.

„Im Projekt DORIAN untersuchen wir Meinungsmanipulation mit einem
umfassenden interdisziplinären Ansatz – damit wollen wir mögliche
technische Lösungen zur automatisierten Erkennung und Bekämpfung von
Desinformation und Meinungsmanipulation im Internet aufzeigen, die
grundrechtskonform sind und nicht zensierend wirken sollen“, erklärt Dr.
Michael Kreutzer, Projektleiter am Fraunhofer SIT. Prof. Dr. Martin
Steinebach, ebenfalls Fraunhofer SIT, ergänzt: „Wir bringen große
Kompetenz im Bereich technischer Datenschutz, Bild- und Textforensik,
der Computerlinguistik sowie dem Internet als Infrastruktur in das
Projekt ein.“

Die rechtlichen Anforderungen im Projekt DORIAN untersucht ein
Wissenschaftlerteam der Universität Kassel unter Leitung von Prof. Dr.
Alexander Roßnagel. „Wir schauen, in welchen Fällen gegen Fake News
rechtlich vorgegangen werden kann und untersuchen, ob der bestehende
Rechtsrahmen hierfür ausreicht oder erweitert werden sollte“, sagt
Roßnagel, der mit seinem Team auch die Konformität von möglichen
Aufdeckungs- und Bekämpfungsmaßnahmen mit dem Datenschutz untersucht.

Das Wissenschaftlerteam der Universität Duisburg-Essen steuert neueste
Erkenntnisse aus der Medienpsychologie bei. „Wir untersuchen Prozesse
der Meinungsbildung in sozialen Medien sowie Mechanismen zur
Weiterleitung von Informationen im Internet“, erklärt Prof. Dr. Nicole
Krämer. Ihr Medienpsychologie-Team wird in Studien untersuchen, wie
Menschen Falschinformationen wahrnehmen, ob sie in der Erinnerung –
selbst nach deren Aufdeckung – haften bleiben und unter welchen
Umständen die Bürgerinnen und Bürger Warnungen vor Fake News beachten.

Die Hochschule der Medien (HDM) in Stuttgart wird das
Untersuchungsmaterial erheben, also eine Sammlung von Fake News
erstellen. „Wir steuern zudem Erkenntnisse über politische
Kommunikation, journalistische Qualität, Datenjournalismus sowie
redaktionelle Abläufe bei“, ergänzen Prof. Dr. Katarina Bader und Prof.
Dr. Lars Rinsdorf von der HDM.

Das Projekt DORIAN – Desinformation aufdecken und bekämpfen – läuft bis
2019 und hat ein Gesamtfördervolumen von über einer Million Euro. Mehr
Informationen unter www.sit.fraunhofer.de/dorian



Quelle: Pressemeldung Fraunhofer