Mittwoch, 23. Dezember 2015

Radio-Geschichte. 23. Dezember:

Der 23. Dezember in der Geschichte des Radios:

Am 23. Dezember 1947 wurde bei einer internen Demonstration bei den Bell Laboratories  erstmals ein Transistor präsentiert. Es war der erste funktionierende Bipolartransistor, der dort in Form eines Spitzentransistors entwickelt worden war.

Während eines Experiments im Dezember 1947 bemerkte der Physiker Walter Houser Brattain, dass das Halbleitermaterial Germanium Elektrizität leitete, nachdem er es mit zwei nur minimal voneinander getrennten Kabeln verbunden hatte. Endlich hatte sich die jahrelange Grundlagenforschung ausgezahlt. "Heureka! Das Ding hat wieder Strom", soll er ausgerufen haben.
Damit hatte er hatte ein elektronisches Bauteil gefunden, das die Aufgabe von Elektronenröhren übernehmen konnte: Der Transistor war leicht, klein, schnell, wenig störanfällig - und verbrauchte viel weniger Energie als eine Verstärkerröhre. Für seine Entdeckung erhielt  Brattain gemeinsam mit seinen Kollegen John  Bardeen und William  Shockley am 10. Dezember 1956 den Nobelpreis für Physik.
Zur gleichen Zeit entwickelten die deutschen Forscher Mataré und Welker den ersten funktionsfähigen „französischen Transistor“ in der kleinen, nicht mit Westinghouse Electric verbundenen Firma Compagnie des Freins & Signaux Westinghouse in Aulnay-sous-Bois bei Paris. Im August 1948 reichten sie dafür eine Patentanmeldung ein. Im Mai 1949 wurde diese europäische Erfindung als „Transistron“ der Öffentlichkeit präsentiert.
Die ersten Patente zum Prinzip des Transistors wurden von Julius Edgar Lilienfeld im Jahr 1925 angemeldet. Lilienfeld beschreibt in seiner Arbeit ein elektronisches Bauelement, das Eigenschaften einer Elektronenröhre aufweist und im weitesten Sinne mit dem heute als Feldeffekttransistor (FET) bezeichneten Bauelement vergleichbar ist. Zu dieser Zeit war es technisch noch nicht möglich, Feldeffekttransistoren praktisch zu realisieren.

Der Begriff „Transistor“ ist eine Kurzform des englischen transfer resistor, was in der Funktion einem durch eine angelegte elektrische Spannung oder einen elektrischen Strom steuerbaren elektrischen Widerstand entspricht. Die Wirkungsweise ähnelt der einer entsprechenden Elektronenröhre, nämlich der Triode.
Transistoren haben Elektronenröhren als Signalverstärker mittlerweile auf fast allen technischen Gebieten abgelöst. Teilweise werden Röhren noch in der Sendetechnik im Rundfunk und bei manchen speziellen Gitarren- und Audioverstärkern verwendet.


Besonders  stolz machte Brattain damals das Transistorradio. "Das hat es möglich gemacht, selbst für die Menschen mit den wenigsten Privilegien, Radio zu hören", sagte er, "unabhängig von Ort, Zeit und politischem System."
Foto: Benedikt.Seidl (Own work) [Public domain or Public domain], via Wikimedia Commons

Weitere Ereignisse aus der Radiogeschichte:

Am 23. Dezember 1900 gelang dem  kanadische Physiker Reginald Aubrey Fessenden die erste drahtlose Sprachübertragung. Er gründete die National Electric Signaling Company (NESCO) mit dem Ziel, Morsetelegrafie zwischen Brant Rock im US-Staat Massachusetts und verschiedenen Orten in den USA durchzuführen.
Dazu beauftragte er den schwedisch-amerikanischen Elektroingenieur Ernst Fredrik WernerAlexanderson, einen Maschinensender für Langwellensender zu bauen, einen sogenannten Alternator, der 1000mal stärker sein sollte als existierende Anlagen. Zwei Jahre später, 1906, installierte Alexanderson seinen Alexanderson-Alternator in Fessendens Funkstation in Brant Rock.
Nachrichten und Wettermeldungen im Morse-Code gab es zu dieser Zeit bereits, aber die Übertragung von Sprache und Musik war noch nicht möglich. Fessenden gelang das mit Hilfe von Alexandersons Hochfrequenzgenerator, der gleich bleibende elektromagnetische Schwingungen – Radiowellen – aussenden konnte. Über ein Mikrofon wandelte Fessenden seine Stimme in elektrische Wellen um, so dass seine Worte über den Äther zum Lautsprecher des Empfängers übertragen wurden. Mehr dazu im Blogeintrag zum 24. 12. 1906.

Am 23. Dezember 1922 begann die BBC mit der Ausstrahlung täglicher Nachrichtensendungen (Daily Newscasts).

Am 23. Dezember 1923 begann ein Versuchssender der südafrikanischen Eisenbahn von einem Kaufhaus in Johannesburg aus ein Musikprogramm und Nachrichten auszustrahlen. Schon 1924 wurde die Sendetätigkeit wieder eingestellt.

Am 23. Dezember 1926 startete KEX-AM in Portland Oregon den Sendebetrieb.

Am 23. Dezember 1928 formte das NBC Radio Network sein USA-weites Netzwerk.

Am 23. Dezember 1938 wurde zum letzten Mal das Radiohörspiel "Mrs. Wiggs of the Cabbage Patch" nach dem Roman von Alice Hegan Rice ausgestrahlt.

Die USS Density (AM-218)
nach dem Stapellauf.
Am 23. Dezember 1964 begann "Wonderful Radio London" (Big L), der stärkste und populärste englische Piratensender, mit der Ausstrahlung seines regulären Programmes auf 266 m. An Bord des ehemaligen Minensuchers "MV Galaxy" (früherer Name USS Density) wurde  ein 17-kW-Sender aufgestellt, der im Mai 1966 durch einen 75-kW-"RCA"-Sender ersetzt wurde. Das Schiff operierte in der Nordsee außerhalb der englischen 3-Meilen-Zone und
war neben Radio Caroline der erfolgreichste Piratensender der Sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts.
Das professionelle Programm mit perfekt produzierten "Jingles" und einer perfekten Musikauswahl - Top 40, US-Hits und LP`s - kam beim europäischen Hörer gut an. Beliebte Discjockeys wie Paul Kay, Tony Windsor, Chris Denning, Kenny Everett, Graham Gill, John Peel und viele mehr legten hier den Grundstein für ihren späteren Ruhm.

Foto: US Navy (NavSource.org: image) [Public domain], via Wikimedia Commons

Quellen:

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