Dienstag, 11. August 2015

Radio-Geschichte. 11. August:



Der 11. August in der Geschichte des Radios:

Wenn Präsidenten Witze machen …


Am 11. August 1984 erregte ein von US-Präsident Ronald Reagan gemachter Scherz weltweites Aufsehen. Er witzelte während einer Radio-Mikrofonprobe auf seinem kalifornischen Landsitz "Ranchio del Cielo", dass er ein Gesetzeswerk unterzeichnet habe, welches Russland auf ewig für vogelfrei erklärt und schloss mit den Worten "Wir beginnen in fünf Minuten mit der Bombardierung." Reagan ahnte nicht, dass dies schon mitgeschnitten wurde.

Die spaßig gemeinte Bemerkung löst allgemeinen Protest in Ost und West aus. Reagan habe endlich "herausposaunt, was er ständig im Sinn hat", schrieb die sowjetische Parteizeitung "Prawda" empört. Kritik kam auch aus der Bundesrepublik: Die Sprechprobe zeuge von einem "Maß an Zynismus und eiskalter Menschenverachtung, wie es sonst nur bei Schwerkriminellen und Massenmördern angetroffen wird", echauffierte sich in Bonn der Pressedienst der SPD.

Viele US-Amerikaner konnten die Kritik aus dem Ausland nicht nachvollziehen. Der Scherz machte Reagan in ihren Augen nur zu einem "straight talker", der nicht um den heißen Brei herumredet. Weniger als drei Monate nach dem verbalen Knaller wurde der Präsident in seine 2. Amtszeit gewählt.

Bei YouTube gibt es den Mitschnitt zum Nachhören:




An diesem Samstag hatten Rundfunk- und Fernsehtechniker der Sender CBS und CNN ihre Geräte in der kalifornischen Provinz aufgebaut, um eine der gelegentlichen Fünf-Minuten-Ansprachen des Präsidenten an sein Volk aufzunehmen. Schon zwei Jahre vorher war er in ein ähnliches Fettnäpfchen getreten. 1982 probte er vor dem Mikrofon eine Radio-Ansprache, ohne zu ahnen, dass die Aufnahme früher als geplant startete. Er sagte: "Liebe Mitbürger! Gestern hat die polnische Regierung, eine Militärdiktatur, ein Haufen nichtsnutziger, lausiger Penner..."


1986 hörten Reporter, die den Präsidenten im Weißen Haus befragt hatten, beim Hinausgehen gerade noch über die Lautsprecheranlage, wie er ein ärgerliches "Hurensöhne" ("sons of bitches") vor sich hinmurmelte. Sie hatten ihn mit unangenehmen Fragen gelöchert.

Eigentlich hätte Reagan die Tücken der Mikrofone kennen müssen, denn seine berufliche Laufbahn begann 1930 ausgerechnet beim Radio:  Als Sportkommentator für den Rundfunksender WHO (AM) in Des Moines kommentierte er in den 1930er Jahren Baseball-Spiele. Schon damals erwies er sich als perfekter Blender: Während seiner Reportagen hatte er nie ein Stadion von innen gesehen. Er berichtete ausschließlich anhand von Tickermeldungen. 

Quellen:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen