Dienstag, 31. Mai 2016

Status Quo - Webradios in Rheinland-Pfalz

Der Ausschuss für Jugendschutz und Medieninhalte und der Rechts- und Zulassungsausschuss der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK) haben in ihrer heutigen Sitzung zusammen mit rheinland-pfälzischen Hörfunkveranstaltern die Ergebnisse einer Webradiostudie diskutiert.

Die LMK beauftragte das Medien Institut unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Andreas Vlašić mit einer Sekundäranalyse (Desk Research) des Webradiomarktes in Rheinland-Pfalz. Ziel der Untersuchung war es, einen Überblick über die Struktur der im Land ansässigen Webradioangebote zu erhalten. Hierzu wurden auch die Musikfarbe und die ausgestrahlten Inhalte des Webradioangebots erfasst. Darüber hinaus sollte aufgezeigt werden, ob es für das Webradioangebot eine eigene App gibt und der Veranstalter eine eigene Webseite für das Angebot betreibt. Bisher fehlte es an einer solchen Studie für Rheinland-Pfalz.

Die Untersuchung konzentrierte sich auf die Angebotsformen der Online-Only-Webradios, Radios, die sowohl über UKW/DAB als auch im Internet verbreitet werden (Simulcast), Online-UKW/DAB+-Submarken, Musik Plattformen (Musik-on-Demand), Personal Radios, User Generated Radios und Inhalte, die über Radio Aggregatoren verbreitet werden. Nicht Gegenstand der Untersuchung waren Downloadshops und Podcasts.

Die nun präsentierten Ergebnisse zeigen, dass insbesondere die „kleineren“ Webradios zur (musikalischen) Vielfalt beitragen. Vor allem Online-Only-Angebote fokussieren sich vergleichsweise häufiger auf dezidierte Musikrichtungen bzw. Präferenzen ihrer Nutzer (und vermutlich auch Betreiber) wie z.B. Rock, Oldies/Schlager und Jazz.

85 Webradioangebote
Insgesamt wurden im Rahmen der Analyse 85 Webradioangebote gefunden, die Rheinland-Pfalz zugeordnet werden konnten. Der Bezug zum Land ergibt sich durch den Unternehmenssitz (47,1 %), aus einer entsprechenden Kennzeichnung durch den Aggregator (32,9 %) oder dem Studiositz (20 %).

Es konnte festgestellt werden, dass die Angebote annähernd zu gleichen Teilen als Simulcast- (44,7 %) bzw. Online-Only-Angebote (55,3 %) verbreitet werden.

Die Untersuchung der Finanzierungsform ergab, dass der größte Teil der Webradios privatrechtlich organisiert ist (82,4 %), wobei nur rund zwei Fünftel der Angebote eigenständig werbefinanziert sind, d. h. den Charakter eines professionellen Angebots haben. 12,9 % der Webradios in Rheinland-Pfalz werden durch den öffentlich-rechtlichen Südwestrundfunk verbreitet, 4,7 % entfallen auf Angebote, die eindeutig als nicht-kommerzielle Initiativen erkennbar sind.

Die Mehrzahl der Angebote (67,1 %) ist im Internet durch eine eigene Webseite vertreten, die restlichen 32,9 % sind nur über die Seite des Aggregators repräsentiert. Betrachtet man nur die Webseitenangebote der Online-Only-Angebote, so kehrt sich dieses Bild um: Webradios dieser Übertragungsart haben nur äußerst selten eine eigene Webseite (10,6 %). Alle anderen sind nur über die Webseite eines Aggregators abrufbar (89,4 %). Dies ist ein deutlicher Hinweis auf die geringe Reichweite und fragliche ökonomische Fundierung dieser Angebote.


Interaktion mit den Nutzern

In einem nächsten Schritt wurde die crossmediale Verknüpfung der Webradios intensiver betrachtet. In erwartbarer Weise nutzen viele Webradios vergleichsweise intensiv diese Möglichkeit, auch zur Interaktion mit den Nutzern. Facebook als Social-Media-Kanal hat hierbei den größten Stellenwert (78,8%), gefolgt von Twitter (74,1 %) und einer Kommentarfunktion (48,2 %). Eine eigene Sender-Applikation hingegen ist eher selten (11,8 %).


Die Analyse der inhaltlichen Positionierung ergab, dass sich 35,3 % der Angebote in der musikalischen Programmierung am Format „Adult Contemporary“ orientieren. Das s.g. AC-Format zeichnet sich durch einen ausgewogenen Musikmix aus Pop- und Rockmusik der letzten drei Jahrzehnte bis hin zur Gegenwart aus. Da der Fokus dieses Formates auf Musik für eine breite Zuhörerschaft liegt, stehen Nachrichten und Wortbeiträge eher im Hintergrund. Die in diesem Format angesprochene Zielgruppe ist im Alter zwischen 19-49 Jahren verortet.

Die übrigen Formate Contemporary Hit Radio (CHR), Album oriented Rock (AOR), Easy Listening (EZ), Middle of the Road (MOR) und „deutsch orientierte, melodiöse Formate“ (DOM) finden sich vergleichsweise differenziert repräsentiert.

Schwierige Erfolgsanalyse
In wie weit die Webradioangebote erfolgreich sind und von den Hörern rezipiert werden, ist schwierig zu beurteilen, da v.a. für die kleineren Radioprogramme keine belastbaren Nutzungsdaten vorliegen. Als Indiz hierfür wurden deshalb in der vorliegenden Untersuchung positive Bewertungen auf dem am häufigsten genutzten Social-Media-Kanal Facebook erfasst. Hierbei zeigt sich, dass 50,6 % der Webradioangebote weniger als 1.000 Likes haben. Demgegenüber stehen die Webradioprogramme von Das Ding, bigFM und SWR3, die auf über 100.000 Likes kommen. Es liegt deshalb die Vermutung nahe, dass v.a. Simulcast-Angebote eine hohe Reichweite erzielen. Diese Vermutung wird gestützt, wenn man sich vor Augen führt, dass die Mehrheit der Online-Only-Angebote nur über die Website eines Aggregators wie z.B. lauf.fm abrufbar ist. Gleichzeitig muss jedoch festgehalten werden, dass der Rückschluss von Facebook-Likes auf die Anzahl der Hörer nur eingeschränkt möglich ist, da ein „Like“ nicht notwendigerweise die Nutzung des Angebots bedeutet, „Likes“ eher von jüngeren Hörern erfolgen und rund 21 % der erfassten Angebote nicht mit einer eigenen Facebook-Seite vertreten sind.

Ausblick

Der vollständige Ergebnisbericht wird im Rahmen der LMK-Studienreihe auf der Homepage veröffentlicht (http://www.lmk-online.de/aktuelles/publikationen/studienreihe.html). Darin ist ebenfalls eine kurze Charakterisierung aller rheinland-pfälzischen Webradioangebote enthalten.

Quelle: Pressemitteilung der LMK.

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