Auf dem Symposium
„Einstieg in die digitale Verbreitung über DAB und DRM+ für den lokalen Hörfunk
und Bürgermedien - Meilensteine aus Rheinland-Pfalz, Deutschland und Europa -“
am 3. Juli 2014 im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern präsentierten die Landeszentrale
für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz gemeinsam mit der
Technischen Universität Kaiserslautern und der Fachhochschule Kaiserslautern
die Realisierung eines portablen und preisgünstigen digitalen Hörfunksenders
für DAB und DRM+ vor zahlreichem Fachpublikum von öffentlich-rechtlichen und
privaten Hörfunkveranstaltern, Bürgerradios, Medienanstalten, Industrie und
Wissenschaft aus dem In- und Ausland.
„Die LMK führt seit
Jahren richtungsweisende Arbeiten für DRM+ in Kooperation mit der TU
Kaiserslautern und der FH Kaiserslautern durch“, betonte Harald Zehe,
stellvertretender Direktor der LMK in seiner Begrüßung, „zuletzt durch den
Aufbau eines softwarebasierten DRM+-Empfängers in 2013. Die Motivation, jetzt
in einem weiteren Kooperationsprojekt einen preisgünstigen digitalen Sender für
eine lokale Hörfunkversorgung aufzubauen, mit dem DAB und DRM+ ausgestrahlt
werden kann, ist ein Meilenstein, auch den kleinen Hörfunkveranstaltern den
Zugang zu einer digitalen Ausstrahlung zu erleichtern.“
Jochen Fasco,
Koordinator des Fachausschusses „Medienkompetenz, Bürgermedien und
Jugendschutz“ der DLM, gab in seinem Impulsvortrag einen Überblick über die
Strategien für die Bürgerradios in Deutschland auf dem Weg in die digitale Welt
und erklärte: „Die Bürgermedien werden die Unterstützung der
Landesmedienanstalten brauchen, wenn sie ihre nächsten Schritte planen, um sich
in die Medienkultur von morgen weiter hinein zu entwickeln, auch bei der
angemessenen Berücksichtigung bei der Digitalisierung der Verbreitungswege.“
Anschließend
erläuterte Joachim Lehnert, Technischer Leiter der LMK, welche Perspektiven für
den lokalen Hörfunk und Bürgermedien zur digitalen terrestrischen Verbreitung
über DAB und DRM+ bestehen. Er führte aus, dass die beiden Systeme sehr viele
Gemeinsamkeiten aufweisen und zusammen im VHF-Band III betrieben werden können.
Während DAB eher für großflächige Versorgungen mit vielen Programmen in einem
Bukett geeignet ist, ist DRM+ das optimale System insbesondere für den lokalen
Hörfunk und somit eine ideale Ergänzung zu DAB, um die Digitalisierung des
Hörfunks weiter voranzubringen. Dafür benötigt DRM+ noch Unterstützung zur
Implementierung in digitale Radiogeräte und in der Bereitstellung einer
geeigneten Senderinfrastruktur.
In seinem
Fachvortrag stellte Michael Kröger, TU Kaiserslautern, der den Sender als
Studienarbeit aufbaute, das Konzept und den Aufbau sowie die Laborergebnisse
und die ersten Liveausstrahlungen mit Hörfunkprogrammen ausführlich vor. Er
erläuterte, dass die besondere Anforderung für den Aufbau des digitalen
Hörfunksenders für DAB und DRM+ im VHF-Band III war, diesen nicht nur stationär
für Lokalradios sondern auch ortsunabhängig während Special Events einsetzen zu
können. Deshalb wurde der DAB-Multiplexgenerator (der aus preisgünstigen
Komponenten sowie OpenSource-Software besteht) und die VHF-Sendeeinheit (auf
Basis des USRP von ETTUS Research als Modulator und einer Linearendstufe mit
100 W Sendeleistung) in funktional getrennten, rollbaren Flightcases eingebaut,
die über ein Netzwerkkabel verbunden werden. In die Multiplexeinheit wurde
zusätzlich der DRM+-Software-Modulator „SPARK“ integriert, sodass mit diesem
Sender zusätzlich zu DAB auch DRM+ im VHF-Band III ausgestrahlt werden kann.
Der Entwickler der
Multiplexer-Software für DAB, Matthias Brändli, erläuterte das
OpenSource-Projekt opendigitalradio, in der die Software ‚ODR-mmbTools‘ in
einer Community entwickelt wird. Michael Feilen ging auf die Möglichkeiten
seiner Software ‚SPARK‘ ein, mit der nicht nur DRM-Signale (DRM30 und DRM+),
sondern auch FM-Signale mit RDS erzeugt werden können. Als kommerzielle
Alternative zum OpenSource-Multiplexgenerator stellte Alexander Zink den
DAB-ContentServer des Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen in
Erlangen vor und die vielfältigen Zusatzdienste, die sowohl über DAB als auch
über DRM+ verbreitet werden können.
Mit Spannung wurden
am Nachmittag die Einschätzungen der Vertreter von Bürgerradios aus dem In- und
Ausland über die Perspektiven zur Digitalisierung des lokalen Hörfunks und der
Bürgermedien mit DRM+ oder DAB im VHF-Band III erwartet. Lukas Weiss (Präsident
UNIKOM, Schweiz) berichtete ausführlich über die Rahmenbedingungen und den
Aufbau von DAB-Inseln in den großen Städten des Landes für die
nichtkommerziellen Radios ab 2015. Aus Österreich referierte Helmut Peissl,
COMMIT und aus Deutschland Timo Stadler, Bundesverband Freier Radios, über die
noch nicht so weit fortgeschritten Überlegungen der Bürgerradios in diesen
Ländern. Einen Überblick über die Strategien der Digitalisierung des
Bürgerfunks im europäischen Raum gab Friederike Maier vom Community Media Forum
Europe (CMFE) und Mathias Coinchon von der European Broadcasting Union (EBU).
Highlight der
Veranstaltung war der Transport des Hörfunksenders vom Fritz-Walter-Stadion an
die FH Kaiserslautern und die Inbetriebnahme innerhalb kurzer Zeit. Über ganz
Kaiserslautern hinweg wurden DAB- und DRM+-Hörfunkprogramme im VHF-Band III
gleichzeitig ausgestrahlt und auch am Veranstaltungsort empfangen. In diesem
Zusammenhang wurden aktuelle Entwicklungen von DRM+-Empfängern vorgestellt.
Jörg Fischer von NXP Semiconductors Germany GmbH trug erste Überlegungen zur
Implementierung von DRM+ in DAB-Radiochips vor. Michael Feilen präsentierte
seine Software ‚Wavesink‘, mit der über Android-Tablets und -Smartphones DAB,
FM und DRM+ empfangen werden. Schließlich erläuterte Alexander Zink die
Möglichkeiten des DRM Receiver Kit des FhG IIS, mit dem DAB und DRM+ in
softwarebasierte Radiogeräte, auch in Autoradios, implementiert werden kann.
Zum Schluss der
Veranstaltung stellte Joachim Lehnert in seiner Zusammenfassung und seiner
Bewertung des Senders für den produktiven Einsatz fest: „Mit diesem
Hörfunksender kann eine einfache, aber bezahlbare digitale Sendeinfrastruktur
gerade für die lokalen Hörfunkveranstalter und Bürgerradios zur Verfügung
gestellt werden, um den Weg in die digitale terrestrische Verbreitung zu
erleichtern, sowohl mit DAB als auch mit DRM+“.
Die Präsentationen
der Referenten sowie die Berichte aller Untersuchungen und weitere Information
finden sich auf der Projekthomepage www.drm-radio-kl.eu.
Quelle: Pressemitteilung der LMK
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