Sonntag, 17. Juli 2016

Twitter für Hörfunkreporter


Dieser Artikel wurde vor zwei Jahren geschrieben. Ich hole ihn wieder nach oben, um das Thema in Erinnerung zurückzurufen. Auch wen Twitter ein wenig an Reichweite eingebüßt hat, bleibt es doch eine interessante Plattform:

Hörfunkreporter der alten Schule stöhnen gerne auf, wenn sie sich zusätzlich zum anstrengenden Tagesgeschäft nun auch noch mit sozialen Medien beschäftigen sollen. Mag es eine gewisse Angst um den Schutz der Daten sein, wie bei Facebook, oder einfach Unkenntnis - oft ist es reine Bequemlichkeit, die einen abhält, sich mit weiteren neuen Medien auseinanderzusetzen. Mir ging es nicht anders, doch inzwischen sehe ich keinen Grund mehr, mich auf die Nachteile der Plattformen zu konzentrieren, ich fokussiere die Vorteile (davon gibt es genug).

Ein ebenso geniales wie unterschätztes Werkzeug ist Twitter.


Wer gut selektiert den gängigen Nachrichtenkanälen folgt, bekommt eine aktuelle und unerschöpfliche Informationsquelle, die ohne weiteres dem guten alten Nachrichtenticker in den Redaktionen vergleichbar ist. Mit dem Unterschied, dass man nicht zum Ticker rennen muss, und leise ist er natürlich auch noch.

Jetzt mag das Argument kommen, dass ja Newswire schon längst diesen Ticker abgelöst hat. Das stimmt, allerdings kann ich Twitter auch unterwegs vom Handy lesen, Newswire nicht. Oft erfahre ich von Personen denen ich folge schneller aktuelle Neuigkeiten als von Agenturen und Zeitungen, egal ob es Politiker, Showpeople oder der Nachbar von Nebenan sein mag.

Auf dem Pressetermin mit Twitter arbeiten:


Wer von seiner Redaktion den Auftrag bekommt, auf dem Termin zwischendurch ein paar Zeilen zu twittern, mag erst einmal aufstöhnen und über die vermeintliche Mehrarbeit fluchen. Das ist aber der falsche Ansatz. Richtig eingesetzt kann Twitter die Arbeit unterstützen und strukturieren.

Hier ein kleines Beispiel aus meiner Praxis:


Zu den Europawahlen 2014 habe ich vom kleinen Parteitag der CSU in Nürnberg berichtet. Der Sender wollte Korrespondentenberichte und O-Töne.

Früher (ohne Twitter) habe ich mein Aufnahmegerät an die Splitbox angeschlossen, die Reden verfolgt und mir die Timecodes der interessantesten Stellen für die O-Töne aufgeschrieben, damit ich diese beim späteren Schneiden rasch wiederfinde.

Heute mache ich das auch noch, aber ich twittere diese Stellen auch, d. h. ich schreibe einen kurzen 140-Zeichen-Text und sende ihn an meine Follower. Das hat mehrere Vorteile:

  1. Meine Redaktion erfährt kurz und knapp, was vor Ort gerade geschieht.
  2. Ich strukturiere meine Gedanken, d.h. meine Twittertexte können direkt in den Korrespondentenbericht einfließen. Ich habe das für mich Wichtigste bereits zusammengefasst. Gerade für stark verdichtete Radiotexte ist die 140-Zeichen-Beschränkung bei Twitter eine gute Vorarbeit. 100 Zeichen sind noch besser, damit sich die Texte auch gut von anderen Retweeten lassen.
  3. Zitieren wird einfacher. Normalerweise würde ich den O-Ton nicht aufschreiben. Bei Twitter kann ich wörtlich zitieren und das Zitat später auch in den Korrespondententext einarbeiten, ohne mir die Stelle nochmal anhören zu müssen.
  4. Meine Follower erfahren aktuell und schnell, was vor Ort gerade geschieht - schneller als im Radio, und das ist für mich der größte Vorteil.
  5. Auch das Schreiben der O-Ton-Meldungen oder das Ausarbeiten von gebauten Beiträgen geht schneller, weil durch die Tweets bereits das Gerüst dafür gelegt wurde.


Es gibt sicher noch mehr Vorteile, aber damit will ich für heute zum Ende kommen. Wer sich mehr mit diesen Thema beschäftigen möchte, dem empfehle in Richard Gutjahrs Blog den Text 

"Twitter-Tipps für Blogger & Journalisten"

Twitter war auch Thema bei den Lokalrundfunktagen in Nürnberg 2013. Der Artikel ist auf der Seite der BLM leider nicht mehr online.

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